Österreich/Computer/Kunst KORR.,692-Der digitale Raum als sechste Dimension der Kunst

By AP-Korrespondent Peter Zschunke

----------------------------------------------------------------------

Doc: 00018138 DB: german_d_2003_3 Date: Sun Sep 7 08:46:16 2003

Copyright 2003 By The Associated Press. All Rights Reserved.

---------------------------------------------------------------------------

APD3356?-----

r vmbx

Österreich/Computer/Kunst KORR.,692

Der digitale Raum als sechste Dimension der Kunst

By Von AP-Korrespondent Peter Zschunke

Linz (AP) Nach Bild, Text, Architektur, Musik und Film hat sich der digitale Raum als sechste Dimension der Kunst etabliert. Zwar ist die Cyberkunst in vielen ihrer schillernden Varianten immer noch ein Experimentieren und Ausloten des technisch Möglichen. Doch das am Wochenende in Linz an der Donau eröffnete Medienkunst-Festival Ars Electronica präsentiert auch Installationen und Performances, die einen ausformulierten Eindruck hinterlassen und im Sinne von Immanuel Kant auch schon mal ans "Erhabene" heranreichen.

"Die digitalen Werke sind zu einem ganz wesentlichen Faktor der zeitgenössischen Kunst geworden", sagt die künstlerische Leiterin des Festivals, Christine Schöpf. "Ihre anfängliche Technikverliebtheit hat sie überwunden." Und wohin geht die digitale Kunst? "Wenn es einen Trend gibt, dann vielleicht das Erforschen, wie sich virtuelles und reales Leben überlappen."

Bei Gemälden wird das Sehen angesprochen, in der Musik das Hören. Der sich in der Hauptstadt von Oberösterreich präsentierenden Cyberkunst geht es um die Gesamtheit der Erfahrung - auch wenn diese oft nicht real, sondern nur vorgetäuscht ist, eben virtuell.

So will Stefan Mittlböck-Jungwirth vom "FutureLab", dem Entwicklungszentrum der Ars Electronica, mit seinem "Humphrey II" den "Traum vom freien Fliegen" verwirklichen, ohne jedes Fluggerät wie ein Vogel in der Luft. Dazu muss man in eine schwere Montur steigen, einen Datenhelm aufsetzen und sich an Seilen horizontal in der Luft aufhängen lassen. Mit den Armen wird das virtuelle Bewegen in einem Raum gesteuert, den der Flieger in seinem Datenhelm und die anderen Besucher auf einem Monitor sehen: die Stadt Linz, mit 3D-Modellen und Fotos realitätsnah rekonstruiert. Die auf den Körper einwirkenden Kräfte werden über eine "Force-Feedback-Technik" simuliert, wie sie ähnlich auch für Computerspiele zum Einsatz kommt.

?%bdysubhd(Zwtl: Versinken in einer anderen Welt%)

In eine ganz andere Welt taucht die Kölner Künstlerin Agnes Meyer-Brandis mit ihrem "Elfen-Scanner" ein. Dieses hochsensible Gerät - die Technik bleibt ein Geheimnis - kommt bei der Untersuchung von Gesteinssäulen zum Einsatz, die bei Bohrungen aus teilweise mehr als 1.200 Metern Tiefe geholt wurden. Meyer-Brandis ist überzeugt von der Existenz "subterraner Lebensformen": Unterirdische Korallenriffe und in winzigen Gesteinsbildungen verborgene Elfen. "Das wirft viele Fragen auf, die ich noch nicht alle beantworten kann", räumt die 30-Jährige ein. Für die künstlerische Erfahrung aber ist entscheidend: "Bei dieser Suche kann man völlig in einer anderen Welt versinken." Wird ein Festival-Besucher fündig, leuchtet auf dem Scanner ein rotes Lämpchen auf, und in einer speziellen Brille erscheinen die Elfen beim Tanzen, beim Transport von Mineralien oder anderen klugen Verrichtungen.

Elementare Fragen um Leben und Bewegen wirft auch die Installation "Pol / Requiem" des spanischen Künstlers Marcel.Li Antúnez Roca auf. Seinen Roboter versteht der 44-Jährige als "pneumatisches Exoskelett". Es wird von den Bewegungen der Besucher zum Tanzen gebracht; acht Bewegungsmelder übertragen die von den Besuchern erzeugten Daten.

In der "elektrolobby - emerging arts" sind junge Computercracks am Werk wie der Hamburger Dirk Ohlerich von der Gruppe Farbrausch. "Wir sehen unseren Platz eigentlich nicht in der Kunstszene", sagt Ohlerich und meint mit dem kollektiven "Wir" die sich selbst so nennende Demo-Szene: Gruppen von Musikern, Grafikern und Programmierern. Sie entwickeln eigene audiovisuelle Programme, die im Internet ausgetauscht und auf Partys vorgestellt werden. "Das Ausgangsmotiv ist die Faszination des Computers", erklärt Ohlerich. "Aber wir merken, wie das Technische zunehmend in den Hintergrund tritt, und das Künstlerische wichtiger wird."

http://www.aec.at/ (Ars Electronica)

http://www.aec.at/humphrey/ (Humphrey II)

http://www.ffur.de/ (Elfen-Scanner)

http://www.marceliantunez.com/ (Pol / Requiem)

http://www.monostep.org/ (Demo-Szene)

Ende..

AP/pz/kd